Kommandofahrzeug 1

Kommandofahrzeug 1

Es ist ein universell flexibles Kommandofahrzeug, welches im Einsatzfall sowohl bei Technischen als auch bei Brandeinsätzen einen schlagkräftigen Erstangriff ermöglicht. Aber auch als Einsatzleitfahrzeug steht das neue KDO1 bei größeren Schadenslagen im Einsatz und hält zu jeder Zeit die nötigen Informationen für den Einsatzleiter bereit.

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Vorgeschichte

Bei der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Traun standen bis dato drei Kommandofahrzeuge im Einsatz. Das Kommandofahrzeug 1 (VW Transporter, Bj. 1999) stand bei größeren Einsätzen vor allem als Einsatzleitfahrzeug zur Verfügung, als auch für Versorgungsfahrten im Stadtgebiet. Das Kommandofahrzeug 2 (Mitsubishi Pajero, Bj. 1991, geländegängig) ausgerüstet mit einem hydraulischem Rettungsgerät stand vor allem bei technischen Einsätzen im Dienst. Das Kommandofahrzeug 3 (VW Touran, Bj. 2003) ist vorwiegend als Verbindungsfahrzeug gedacht, für Besorgungs- und Transportfahrten, sowie für den Bereitschaftsoffizier.

Aufgrund des technischen Zustandes unseres KDO 2 und der Tatsache, dass notwendige Reparaturen zur Erlangung einer weiteren Prüfplakette erheblichen finanziellen Aufwand verursachen würden, erschien eine Außerdienststellung dieses Fahrzeuges als unumgänglich. Geänderte Einsatztaktiken als auch das bei uns teils vorhandene Problem der personellen Tageseinsatzbereitschaft ließen zudem den Zweck und die Notwendigkeit des KDO 1 neu zu überdenken.

Synergie mit Spareffekt

Aus all diesen Gründen wurde im Jahr 2011 mit den Planungen eines neuen – kombinierten – Kommandofahrzeuges begonnen. Eine vierköpfige Planungsgruppe erarbeitete gemeinsam mit dem Feuerwehrkommando ein Fahrzeugkonzept, dass zum einen ein Vorausfahrzeug als auch ein Einsatzleitfahrzeug zusammenführt. Letztlich ist es auch für unsere Stadtgemeinde als Geldgeber ein nicht unwesentliches Einsparpotential, dass sich als Synergie mit dieser Fahrzeugbeschaffung ergibt.

Entstanden ist daraus ein Kommandofahrzeug basierend auf einem VW T5 Kastenwagen mit Mittelhochdach. Übliche einsatztaktische Mittel wie Funkanlagen, Signalanlagen, Mittel zur Verkehrsregelung und Verkehrswegsicherung oder Geräte der ersten Löschhilfe sind standardmäßig im Fahrzeug implementiert. Das Fahrzeug hat beidseitig Schiebetüren, das Heck kann durch zwei Flügeltüren komplett geöffnet werden. Den feuerwehrtechnischen Aufbau des Fahrzeuges übernahm nach einer öffentlichen Ausschreibung die Firma Rosenbauer im niederösterreichischen Werk Neidling.

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Kraftfahrer & Einsatzleiter

Dem Fahrer steht ein DSG-Automatikgetriebe zur Verfügung, die Signalanlagen sind in LED-Ausführung in Form von zwei Blaulichtbalken am Dach ausgeführt. Neben dem Blaulicht wurden die weiteren Module heckseitig 2x seitlich Rot (für die Einsatzleitung) und 4x Gelb als integrierte Verkehrsleiteinrichtung ausgewählt. Jeweils zwei LED-Blitzer im Kühlergrill und in der Heck-Stoßstange bieten zusätzliche Sicherheit, als Sondersignal verfügt das KDO über vier nach vorne gerichtete Martin-Folgetonhörner an der Fahrzeugstirn.

Für Einsätze in der Nacht wurde eine Umfeldbeleuchtung ebenfalls in LED Technik verbaut. Jeweils zwei Leuchten seitlich und eine Leuchte am Heck (auch zusätzlich zum Rückwärts-Gang) schaffen einen hellen Arbeitsplatz rund um das Fahrzeug. Ist es nötig, Informationen über Lautsprecher weiterzugeben, steht eine Lautsprecheranlage am Dach zur Verfügung, mit Aufschaltung von Radio, Funk oder Sprachdurchsage.

Der Einsatzleiter bezieht schon während der Anfahrt seine ersten Informationen über ein 7 Zoll Tablet mit Windows 8, auf welchem die Software "Einsatzassistent" alle nötigen Daten und Infos bereithält. Einen Anfahrtsweg, digitale Brandschutzpläne und Objektinformationen, Wasserentnahmestellen, Fahrzeug-Rettungskarten und vieles mehr. Zwischen Fahrer und Einsatzleiter sind noch in der Mittelkonsole ein Einsatzleiterschlüssel sowie diverse Öffnungswerkzeuge (Dreikant, Kipppfahlschlüssel, Aufzugsschlüssel) gehaltert. Eine Digitalkamera steht für die Einsatzdokumentation zur Verfügung. Das Mobilfunkgerät im Fahrzeug besitzt im Mannschaftsraum ein abgesetztes Bedienteil.

Mannschaftsraum

Speziell adaptiert wurde der Mannschaftsraum, wobei zwei Sitzplätze durch eine von vorne nach hinten durchgehende Konsole getrennt wurden, in welcher sich neben einem Mobilfunkgerät auch 220V-Steckdosen, ein Handfunkgerät, eine Außentemperaturanzeige mit Datum und Uhrzeit, und ein Dokumentenfach befinden. In den beiden Spezialsitzen sind Pressluftatmer der Type "Auer BD96 Mini" (3 Liter, 300 bar, Composite) und ein 3-Punkt-Rückhaltesystem integriert. Hier besteht für zwei Feuerwehrmänner die Möglichkeit, sich für den weiteren Einsatzverlauf und einen Erstangriff (etwa bei einem Fahrzeugbrand) mit Atemschutz auszurüsten und die Brandbekämpfung durchzuführen.

9Hinter den Sitzplätzen wurden verschiedene Gegenstände verlastet, etwa Trinkflaschen oder Kartenmaterial. Unterhalb der Sitze befinden sich in zwei ausziehbaren Laden noch diverse Messgeräte - etwa ein 4-Gas-Messgerät, Prüfröhrchen, Glutspürgerät und ein Windmesser. Um in der Funktion als Einsatzleitung auch eine entsprechende Arbeitsplatzkonfiguration zu erhalten, wurden beide Sitzplätze mit einem aufklappbarem Tisch ausgestattet, welcher den nötigen Platz für Schreibunterlagen oder ein Notebook bietet.

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Wesentliche Ausrüstung im Heck

Das neue Kommandofahrzeug sollte keineswegs ein Universalfahrzeug mit Unmengen an Gerätschaften werden, daher hat man sich im Heck auf das Wesentlichste für Brand- und technische Einsätze konzentriert. Technischer Mittelpunkt ist dabei ein hydraulisches Rettungsgerät in Form eines "Weber SPS 360" Kombi-Gerätes ( Spreizer & Schere) mit einem flexiblen "Weber E-Compact" Hydraulikaggregat und 5m Single-Line Schlauch. Über einen kraftvollen LED-Lichtfluter mit Stativ kann sofort eine erste Beleuchtung aufgebaut werden. Der notwendige Strom wird rasch und äußerst unkompliziert über einen im Fahrzeug verbauten 5kVA-Stromerzeuger der Type "MobiE 5000/230V" der Fa. Becker mit Drehzahlanhebung bezogen. Äußerst praktisch, eine im Heck selbst aufspulende 20 Meter 230V-Kabeltrommel als flexibler Schnellangriff.

Für die Brandbekämpfung ist am Heckauszug weiters eine Poly-CAFS-Löschanlage mit 50 Litern Wasser-Schaum-Gemisch gelagert. Mit nur einem Handgriff wird der Druckkessel mit Luft beaufschlagt, somit stehen für den ersten Löschangriff (zB. bei einem Fahrzeugbrand) 400 Liter CAFS-Schaum zur Verfügung. Eine in einem Zwischenfach gelagerte Whiteboard-Tafel kann einfach an den seitlichen Schiebetüren eingehängt werden und bietet eine Grundlage für Lagekarten, Einsatzdaten oder Skizzen. Es besteht auch die Möglichkeit, das Fahrzeug mit einer grünen Drehlicht-Kennzeichnung und AS-Überwachungstafel zum Atemschutzsammelplatz umzufunktionieren.

Zur Verkehrswegabsicherung stehen die im Blitzlichtbalken integrierte Verkehrsleiteinrichtung, und die in den Flügeltüren gehalterten faltbaren Verkehrsleitkegel, Triopan-Dreiecke und Anhaltestäbe zur Verfügung. Ein Set von 12V-geladenen "Power-Flares" bietet eine äußerst sichtbare Form der Absicherung, die kleinen Lichtkugeln leuchten orange in verschiedenen Blitzmustern und können zudem auf magnetischen Oberflächen befestigt werden.

Eine Airbagsicherung, Unterbauschiebeblöcke und ein "Rescue Crash Kit" (Kleinwerkzeuge speziell für den Einsatz bei Verkehrsunfällen) stellen zudem wertvolle technische Einsatzmittel dar. Mit ihnen kann die Mannschaft sofort nach dem Eintreffen eine erste Sicherung und Stabilisierung des Unfallfahrzeugs vornehmen.

Einsatztaktik

Unser überarbeitetes einsatztaktisches Konzept sieht ab sofort ein Ausrücken des Kommandofahrzeuges im ersten Löschzug (zB. KDO 1, RLFA 3000, DLK 23-12, SLFA 2000) als auch im Technischen Zug vor (zB. KDO 1, RLFA 3000, SRF). Vor allem aber dient es dem Einsatzleiter als Basis, die ihm per Tablet-PC in elektronischer Form alle nötigen Informationen und Daten bereitstellt. Nicht zuletzt auch bei den Brandmelderalarmen in unserer Stadt wird diese Einsatztaktik aufgrund der elektronisch abgespeicherten Brandschutzpläne erhebliche Vorteile bringen.

Die Indienststellung des neuen Kommandofahrzeuges erfolgte Mitte Mai 2013, rund zwei Wochen nach der Auslieferung durch die Firma Rosenbauer. Zuvor wurden noch Feinheiten in der Fahrzeugausstattung angepasst sowie parallel die Einschulung der Fahrer und Mannschaft durchgeführt. Die Aufbauzeit betrug rund drei Monate.

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