Sonderseite zum Erdbebeneinsatz unserer Rettungshundestaffel in der Türkei

Sonderseite zum Erdbebeneinsatz unserer Rettungshundestaffel in der Türkei

Jahrelang haben sie intensivst dafür trainiert und sich darauf vorbereitet - jetzt war der Tag X gekommen! Zwei Teams unserer Rettungshundestaffel begaben sich von 06. bis 16. Februar 2023 nach einer kurzen Vorbereitung gemeinsam mit dem Öst. Bundesheer zum Erdbebeneinsatz in die türkisch-syrische Grenzregion um Hatay! Sie waren Teil der österreichischen AFDRU-Katastropheneinheit und somit zusammen mit dieser im Einsatzraum.

Es waren unbeschreibliche Erlebnisse und Eindrücke - gerettet haben sie vor Ort neun Menschenleben und viel Dankbarkeit der Bevölkerung!

schmidberger.jpgNur spärliche Infos und Fotos erreichen uns täglich, je nach Verfügbarkeit von Strom oder Internet schicken uns unsere Teams nach Möglichkeit vor Ort aus dem Krisenraum aktuelle Infos und Bilder. Wir wünschen unserem Einsatzteam bestehend aus Gerald Schmidberger mit "Action" und Markus Gruber mit "Boom" (Leiter unserer Rettungshundestaffel) alles erdenklich Gute und eine unfallfreie Einsatzzeit - und vor allem die Möglichkeit, Menschenleben zu retten!

Chronologie des Einsatzes

  • 06.02.2023 - Anforderung, Vorbereitung & Verlegung zum Einsatz-/Gesundheitscheck bzw. der Einsatzvorbereitung in Klosterneuburg. Natürlich bedeutet das binnen Minuten einen erheblichen Abstimmungs- und Entscheidungsbedarf zwischen den Hundeführern, deren Familien, Arbeitsplatz und Freunden. 

  • 07.02.2023 - Abflug mit der Austrian Airlines ins Krisengebiet, zusammen mit einer enormen Ladung an allem nötigen Material, um möglichst autark operieren zu können

  • 08.02.2023 - Einsatzraum & Homebase ist aktuell der Raum Antakya/Hataj im Südosten der Türkei, knapp zur Grenze nach Syrien. Die ersten Eindrücke unserer Teams sind erwartungsgemäß verheerend, die Bevölkerung erfährt großes Leid. Die Infrastruktur ist durch die vielen Schäden auf niedrigstem Niveau, die Wetterbedingungen widrigst. Auch die Versorgungs- und Logistiklage unserer Teams ist noch entsprechend minimalistisch, geschlafen wird aktuell in Großraumzelten. Straßen sind völlig überlastet, Tankstellen geschlossen.

  • 09.02.2023 - Erste Berichte aus der Einsatzarbeit in den Trümmerfeldern erreichen uns - bisher konnten leider nur Totbergungen verzeichnet werden. Doch sämtliche Einsatzkräfte lassen sich dadurch nicht beirren, jeder kleinste Funke Hoffnung lässt sie nach ihren möglichsten Kräften weitersuchen. Unsere Teams kämpfen sich dabei in den Geröllhalden durch einen schier unaufhörlichen Mix aus Mauerresten, gerissenen Stahlstangen, Kochtöpfen, persönlichen Fotos, oder Möbelteilen. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Einsatz auch der psychologische Faktor - erlebte Bilder wie diese müssen auch gemeinsam aufgearbeitet werden. 

  • 10.02.2023 - Unsere Einsatzteams sind in etlichen Gebieten unterwegs, die ihnen zur Durchsuchung zugeteilt wurden. Mit Erfolg - es gab mittlerweile mehrere Lebendbergungen! Verzweifelte und trauernde Angehörige steht oft direkt vor ihren Hausruinen und behindern dadurch leider vielfach die eigentlichen Sucharbeiten, leider eine verständliche Reaktion in all der Tragik. Bei den vielen Nachbeben, die teils auch die laufenden Rettungsarbeiten unterbrechen, entscheiden leider oft bei in Hohlräumen verschütteten Menschen nur wenige Zentimeter über deren Überleben. Schon kleinste Verschiebungen in den Schutthaufen kosten Verschütteten das Leben, während man um deren Rettung bemüht ist. Auch dies ist Teil der Erfahrung unserer Teams. 

    Leider hat sich zuletzt "Boom" Schnittverletzungen zugezogen und musste tierärztlich versorgt werden, die Möglichkeit der (tier)ärztlichen Versorgung seitens der AFDRU ist für die krisenbedingten Gegebenheiten wirklich top! Wir hoffen, dass "Boom" bald wieder fit für den Einsatz ist! Auf den erhaltenen Fotos steht den Einsatzkräften und auch den Hunden schon die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Unser Team berichtet gleichzeitig aber auch von der enormen Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit der Bevölkerung, die sich zB. auch in Essensspenden wie etwa frischem Obst ausdrückt. In Zeiten, in denen die Menschen dort teils um's nackte Überleben kämpfen, keine Selbstverständlichkeit!

  • 11.02.2023 - In einem weiteren Kraftakt hat sich seit der Verletzung von "Boom" unser Gerald mit "Action" im Team weiter durch unzählige Schadstellen gekämpft, wo es noch Zeichen für eine biologische Nachschau gibt. Die Erschöpfung ist allen Helfern schon ins Gesicht geschrieben, "Action" schlief schon während des Transports im Fahrzeug im Stehen. Zwischendurch müssen die Hundeführer übrigens auch sogenannte Zwischenanzeigen machen, damit den Hunden keine Fehlanzeigen passieren. Mittlerweile hat in der Stadt teils schon die Räumung mit schwerem Gerät begonnen. Im Camp stellt sich beispielsweise auch das Duschen durchaus gefinkelt dar, da die Leitungen immer wieder einfrieren. Man hilft sich wie im Auslandseinsatz üblich, durch Improvisation mit einem Heizschlauch. Essenstechnisch werden die Helfer mit Fertig-Militärrationen versorgt.

    Aufgrund der zunehmend schwierigen Sicherheitslage in den Gebieten wurde der Einsatz aktuell vorerst eingestellt, die Teams stehen im Camp auf Bereitschaft. Mittlerweile hat man aber die Rettungsarbeiten - unter Sicherung durch das türkische Militär - wieder aufgenommen. 

  • 12.02.2023 - Unser AFDRU Team hat in den letzten Tagen bereits mehrfach Nachbeben verspürt, zuletzt eines mit der Stärke 4,4. Beklemmendes Zitat von unserem Helfer Markus Gruber "Also wenn 4,4 sich so anfühlen, dann muss 7,8 (wie beim eigentlichen Beben) der Wahnsinn sein". Die Helfer haben sich mittlerweile der Situation entsprechend gut mit dem Leben im Camp arrangiert, aus der Variation der militärischen Fertigrationen gibt es durchaus auch kulinarische Genüsse wie gefriergtrocknete Erdbeerstücke oder Instant Erdbeer Dessertcreme zum Zubereiten mit Wasser. Einstimmig ist jedoch der Tenor, dass man sich nach Ankunft im Zuhause wieder auf österreichische Hausmannskost freut. Besuch kam gestern in Form vom Militär Attaché der Österreichischen Botschaft, der sich vor Ort ein Bild der rot-weiß-roten Hile machte. 

  • 13.02.2023 - Mittlerweile erreichen uns auch immer mehr Infos und Bilder, wie unsere Helfer eigentlich im Basiscamp der AFDRU-Einheit leben. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das österreichische Bundesheer hier binnen kürzester Zeit eine logistische Top-Leistung erbringt, indem man eine autarke "Insel" eingerichtet hat, in der die Einsatzkräfte ihren Alltag verbringen. Nach den stundenlangen Einsätzen ist eine Regenerationsphase für die Helfer natürlich sehr wichtig, weshalb man hier sein Möglichstes gibt, um ein Umfeld mit bestmöglicher Infrastruktur zu schaffen. 

    Mittlerweile beginnen die Rückbau- bzw. Abbauarbeiten des Camps für die bevorstehende Rückverlegung nach Österreich in dieser Woche noch. 

  • 14.02.2023 -  Unsere Helfer befinden sich aktuell in der Stadt Adana und bereiten sich auf den Rückflug am Donnerstag vor. Teil dieser Vorbereitung sind jetzt auch noch gemeinsame psychologische Gespräche.

  • 15.02.2023 - Die letzten Stunden in der Türkei brechen für unsere Helfer an. Während sie die Zeit bis zum Abflug am Donnerstag noch in Adana verbringen, bereiten sich Feuerwehr und Familien auf ihre heiß erwartete Rückkehr vor. Seitens der Öffentlichkeitsarbeit der FF Traun wird für kommenden Freitag zu einem Pressegespräch mit den Medien im Einsatzzentrum eingeladen, damit soll unseren Helfern auch die Zeit nach ihrer Rückkehr möglichst stressfrei gestaltet werden, um diese vor allem mit der Familie genießen zu können. 

  • 16.02.2023 - der Rückflug und die Ankunft in Wien waren für das gesamte AFDRU-Kontingent wohl ein unbeschreiblicher Mix aus Emotionen. Schon im Flugzeug hat sich die Kabinencrew der Austrian Airlines von ihrer herzlichsten Seite gezeigt und mit einigen Aufmerksamkeiten - für die Passagiere als auch die Hunde - aufgewartet. Spielzeug für die Hunde, Leberkässemmeln für die Passagiere - Austrian Airlines hat den Helfern mit diesen und anderen Gesten ihr Herz gezeigt. Die Rettungshunde dürften übrigens in Abstimmung gemeinsam mit ihren Hundeführern auf den Sitzen den Flug genießen, seitens des Flughafens wurde sogar nach der Landung extra ein Bus für eine kurze Gassi-Geh-Runde oreganisiert, ehe man sich den Ehrengästen und der Presse stellte. 

    Der Empfang in Wien-Schwechat war unglaublich emotional. Schon am Vorfeld ein Empfangskommitee aus Flughafenfeuerwehr und vielen Ehrengästen. In der Ankunftshalle des Flughafens wurde das AFDRU-Kontingent von hunderten Menschen unter lautem Applaus, Dankbarkeit, Blumen und Geschenken empfangen, Gänsehaut! Nach einer Interviewrunde durch die anwesende Presse erfolgte der Transport nach Korneuburg ins ABC-Abwehrzentrum, wo wie schon am ersten Tag diesmal der "Check-Out" der Mission erfolgte. Schließlich wurde wieder ein Transport nach Traun organisiert, bei dem unsere Teams gemeinsam mit Feuerwehrkommandant Oskar Reitberger und unserer Seelsorgerin Michaela Helletzgruber nach Traun - zurück zu ihren Familien - geleitet wurden. Die darauf kommenden Momente gehörten jedoch ausschließlich den Familien - sich gegenseitig wieder in die Arme schließen, glücklich zu sein über die gesunde und baldige Rückkehr der Ehemänner und Väter....

  • 17.02.2023 - Zum emotionalen Empfang unserer Helfer im Trauner Einsatzzentrum finden Sie HIER eine Sonderseite mit vielen Infos und Bildern.

 

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Fotostrecke:

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